Matériel : Partition
SKU: BR.PB-4862-07
World premiere: Hannover, March 13, 1972
ISBN 9790004206591. 7 x 9.5 inches.
Variationen (Ouverture / Thema / Variation / Coda), Lyrisches Intermezzo (Sostenuto), Symphonische Nachklange (Allegro con moto).Immer wieder lassen sich Komponisten von Themen alterer oder auch zeitgenossischer Meister zu Variations-Zyklen anregen (Brahms: Handel- und Haydn-Variationen, Reger: Mozart-Variationen, Holler: Sweelinck-Variationen). Themen von Robert Schumann fanden bisher relativ selten Beachtung - (Regers Schumann-Variationen fur zwei Klaviere sind eine Ausnahme) - vielleicht, weil sie zu sehr in sich vollendet und abgeschlossen sind und deshalb kaum Moglichkeiten zur Veranderung enthalten. Dennoch beschaftigte mich schon langer die Idee, eine ,,Musik mit Schumann, Nachklange oder Erinnerungen an Schumann zu gestalten, mit der Absicht, ein heiteres, liebenswurdiges (und nachdenkliches) Werk zu schreiben, einmal ohne Experimente-, als ,,Divertimento fur den Normalhorer, gelegentlich behutsam verbunden mit modernen Techniken - nicht ohne hintergrundigen Humor. Der 1. Satz wurde inspiriert von den ,,Papillons (opus 2 fur Klavier); er gliedert sich in vier variationsahnliche Abschnitte. Die ,,Ouverture exponiert drei kurze Themen, die sich trotz ihres gegensatzlichen Charakters wie selbstverstandlich erganzen (Einleitungsgirlande und Schlussfanfare der Papillons und das bekannte Anfangsmotiv aus ,,Vogel als Prophet). Die Abschnitte ,,Thema, ,,Variationen und ,,Coda entwickeln und verandern das Hauptthema der ,,Papillons; dieses dominiert uber weite Strecken des Satzes und wird mit den Motiven der Ouverture kombiniert. Vielfaltig gegliedert ist das ,,Lyrische Intermezzo. Zu Beginn gewinnt ein Motiv aus den ,,Nachtstucken (fur Klavier) Bedeutung, taucht mehrere Male auf, von mehrtonigen b-a-c-h Clustern ,,gestort. Im Mittelpunkt stehen das Thema des 2. Satzes der g-moll Klavier-Sonate op. 22 (ein Mondnachtlied ohne Worte; Holzblaser) und ein Adagio-Gedanke aus dem Klavier-Zyklus ,,Kreisleriana (tiefe Streicher); beide Themen werden kontrapunktiert von zwolftonigen Strukturen und Klangbandern (Holzblaser). Die ,,Fruhlings-Symphonie-Fan fare eroffnet das Finale. Danach bilden sich uber rotierenden Klangflachen (Streicher) einzelne Tone und Intervalle, aleatorisch frei, verdichten sich, wie aus der Erinnerung auftauchend, zu Motiven aus Schumanns bekanntester Symphonie. Nach diesem zogernden Beginn entwickelt sich ein fast klassisch anmutender Sonaten-Durchfuhrungsteil mit mehreren melodischen Gedanken (Kopfmotiv der g-moll Klaviersonate, tanzerische und ostinate Themen aus der Fruhlings-Symphonie), die zum Teil in- und ubereinander geschichtet werden, bis auf dem Hohepunkt des Satzes das Schlussthema der Klavierfantasie op. 17, pathetisch-ironisch in den Blechblasern erklingt. Eine kurze Reprise mit dem Hauptgedanken fuhrt zur Anfangsfanfare zuruck; der Satz verklingt im pianissimo. Wollte man dem ganzen opus ein Motto voranstellen, dann die Schumann-Uberschrift (aus den Kinderszenen) : ,,Fast zu ernst - aber eben nur ,,fast. (Jurg Baur)CD:Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, cond. Hanns-Martin SchneidtCD Thorofon CTH 2270 Bibliography:Wallerang, Lars: Die Orchesterwerke Jurg Baurs als Dialog zwischen Tradition und Moderne, Koln: Dohr 2003.Nonnenmann, Rainer: Vergegenwartigungen. Umgang mit historischem Material bei Zimmermann, Baur, Killmayer, Schnebel und Zender, in: Jurg Baur, hrsg. von Ulrich Tadday (= Musik-Konzepte. Neue Folge, Heft 184/185), Munchen: Edition Text+Kritik 2019, S. 26-46.
SKU: BR.EB-9419
ISBN 9790004188965. 10 x 12.5 inches.
Echo Andante , nach meiner Ruckkehr vom Studienaufenthalt bei Luigi Nono in Venedig komponiert, von mir selbst 1962 in Darmstadt uraufgefuhrt, bedeutet - trotz anderer fruherer Arbeiten, die ich nicht verleugnen mag (etwa die Schubert-Variationen ) - zusammen mit Souvenir und Funf Strophen wohl mein Opus 1, mit einer ahnlichen zugleich abschliessend ruckblickenden und aufbrechend vorwartsblickenden Rolle, die etwa Bergs Klaviersonate oder Weberns Passacaglia in deren Schaffen spielte. Ich war gepragt und fasziniert von der Reinheit und Konsequenz des damaligen nonfigurativen Vokalsatzes meines Lehrers Nono, bei welchem die Tone als gehaltene wahrend ihrer Dauer in fliessende Intervallbeziehungen zueinander treten, wobei diese uber flexible Dynamik und Klang- beziehungsweise Vokalfarben noch weiter innerlich artikuliert und hierarchisch abgestuft werden. Mein Vorhaben, von solcher Praxis bei der Entwicklung eines Klaviersatzes auszugehen (Nono hat damals wohlweislich nichts fur Klavier, uberhaupt kaum etwas fur Soloinstrumente geschrieben), war bewusst ein Versuch am widerspenstigen Objekt, wo doch der Klavierklang permanent unter den Handen zerrinnt. Den standig fliehenden Ton als Komponente von sich auf-, ab- und umbauenden Intervallstrukturen rechtzeitig zu nutzen und gerade dadurch den stereotypen Diminuendo-Charakter zugleich bewusst zu machen und wenn schon nicht zu uberwinden, so doch immer wieder zu uberlisten unter Einbeziehung von Pedal- und Flageolett-Techniken (mittels stumm gedruckter Tasten), aber auch durch Einbeziehung von tonalen Konsonanzen als horbar gemachten Obertonspektren, fuhrte zu Ergebnissen, in denen der Ausgangswiderspruch sich selbst thematisierte und die Form des Stuckes regelte. Andererseits fuhrte solche Auseinandersetzung mit dem Vorbild Nono zugleich von dessen Idiom weg zu einem Klangdenken, in dem Struktur nicht Mittel zu expressiven Zwecken, sondern Expressivitat als vorweg Gegebenes, den Mitteln bereits Anhaftendes, zum Ausgangspunkt fur strukturelle Abenteuer wurde. (Helmut Lachenmann, 1962) CDs: Marino Formenti (piano) CD Col legno WWE 20222 Steffen Schleiermacher (piano) CD MDG 613 1005-2 Roland Keller (piano) CD col legno 429 356-2 Helmut Lachenmann (piano) CD NEOS 11630World premiere: Darmstadt (Darmstadter Ferienkurse), July 18, 1962.